Vorgärten
Anders als in den Stadtbereichen Feldbergs haben die Häuser im Dorf Carwitz Vorgärten.
Diese zwischen Haus und Straßenraum befindlichen „Schwellenbereiche“ besitzen reine Zierfunktion, da landwirtschaftliche Nutzungen in Carwitz selten geworden sind. Heutige Blütenstauden wie Akelei, Margerite oder Schafgarbe wurden zuerst als Heil- und nicht als Zierpflanzen kultiviert; andere wie beispielsweise das Veilchen dienten dem Brauchtum, kirchlichen Festen oder dem Aberglauben. Der Wandel der Wertschätzung von der Nutz- zur Zierpflanze bzw. die Anlage reiner Ziergärten ist somit auch als Ausdruck einer gesicherten Ernährung und eines gewissen Wohlstandes zu werten.
Durch Verwendung von Stauden mit unterschiedlichen Blühzeiten soll es die ganze Gartensaison möglichst bunt blühen. Häufig sind Goldlack, Phlox, Rittersporn, Margeriten, Sommer- und Winterastern, Iris (Schwertlilien) und Herbstchrysanthemen zu sehen. Ergänzt werden diese durch Einjährige wie Tagetes, Löwenmaul, Cosmea, Ringelblume etc. und Zwiebelgewächse wie Krokusse, Tulpen, Narzissen und Herbstzeitlose; häufigste Blütengehölze sind Rosen und Flieder.
Gestalterisches Ziel ist es, diese charakteristischen Vorgärten zu erhalten bzw. wieder zu schaffen.
Es soll damit verhindert werden, dass monotone Rasenflächen und ganzjährig grüne Nadelgehölze oder versiegelte Abstellflächen für Autos vor den Häusern entstehen.
Viele typische Pflanzen in den Vorgärten habe lange Tradition in der Gartenkultur Mecklenburgs. So schreibt der Rostocker Laurenberg in seinem Diarium botanicum, einem Gartentagebuch von 16271639, Folgendes:
„Wohl fanden manche Zierpflanzen nach und nach Aufnahme, darunter die von den Türken aus Konstantinopel stammenden Tulpen, Hyazinthen, Kaiserkrone, Brennende Liebe, der gelbe Frühlingskrocus und die Syringe (Flieder) und ebenso die aus Südeuropa kommenden: Braut in Haaren, Goldlack, Levkoje, Rittersporn, Löwenmaul, Stockrose, Zitronenmelisse.“
Dabei ist die Blütenpracht nicht nur zur eigenen, sondern zur Freude aller gedacht. Besonders deutlich wird dies, wenn zur Verschönerung des Dorfes auch Stauden vor den Zaun gepflanzt werden.
In den Ortsrandbereichen spielt die für Carwitz typische Abfolge von ökologisch bedeutsamen Uferrandstreifen, Obstwiesen, Gärten bis zur Bebauung eine besondere Rolle.
Als Streuobstwiesen werden die traditionellen Formen des Obstbaus bezeichnet, bei denen Hochstämme verschiedener Obstarten und -sorten, Alters- und Größenklassen auf Grünland stehen und den Eindruck vermitteln, als ob die Bäume zufällig über die Wiese „gestreut“ seien.
Heute sind statt wirtschaftlicher Gesichtspunkte die Aspekte der Landschaftsästhetik und Landeskultur sowie des Umwelt- und Naturschutzes maßgeblich, wenn es um Erhalt und Weiterentwicklung von Streuobstwiesen geht. Besonders augenfällig ist der Einfluss auf das Landschaftsbild. Die von Streuobst geprägten Gebiete zählen zu den vielgestaltigsten Kulturlandschaften. Mit dieser Vielfalt des Landschaftsbildes ist die Erholungswirkung auf den Menschen eng verknüpft. Streuobstwiesen sind Erholungsräume und deshalb in Carwitz besonders wichtig. Daneben wirken sie schonend auf Luft, Boden und Gewässer und haben ökologisch insgesamt einen sehr hohen Wert.
Obstbäume, Gemüse und Blumen bildeten früher in den großen Bauerngärten eine selbstverständliche Einheit. Die Nützlichkeit und die Nüchternheit, die teilweise scheinbare Unordnung stehen nicht im Gegensatz zur Schönheit. Diese Gärten entsprechen ganz der Sinnfälligkeit der anschließenden Nebengebäude und Haupthäuser. Der grüne Rand um den Ort, mit Obstbäumen bestanden, ist für Carwitz wegen der Fernsicht auf den Ort von besonderer Wichtigkeit.
Bis vor wenigen Jahrzehnten bildeten derartige Obst- und Bauerngärten einen typischen Aspekt von Ortsrandlagen. Die Funktionen dieser grünen Ränder waren vielfältig. Sie lieferten Obst und Gemüse, dienten häufig zur Geflügel- und Kleintierhaltung, schützten vor Wind und Staub, wirken ausgleichend bei Temperatur- und Feuchteschwankungen und beherbergten viele Tierarten, die von sogenannten „Schädlingen“ im Garten leben und diese somit dezimieren. Bis zu 1000 Tierarten und eine große Artenvielfalt von Flechten kommen in Obstgärten vor.
Ziel der Planung ist es, diese Obst- und Bauerngärten zu erhalten und nicht zu Ziergärten mit großflächigem Rasen, Zwerg- und Halbstamm-Obstsorten oder Koniferen umzugestalten. Die rückwärtigen Grundstücksbereiche, jahrzehntelang vollgestellt mit Nebengebäuden und vielerlei Anbauten, erleben heute den „Gang vom Regen in die Traufe“. Die nicht mehr benötigten Ställe und Nebenanlagen werden abgebrochen und weichen Garagen und Stellplatzanlagen notwendig, aber der Innenhof wird so zur toten Betonfläche umgestaltet, versiegelt und ökologisch schädlich.
Ziel der Rahmenplanung ist es, möglichst grüne Bereiche, Lebens- und Aufenthaltsräume der Bewohner zu schaffen bzw. zu erhalten. Noch gibt es sie an vielen Stellen in Carwitz. Sie sollten erhalten werden und Vorbild sein für die Zukunft. Heimische Pflanzen, die auch in der Umgebung wachsen, haben es leichter als anspruchsvolle Exoten.
Auch auf diese Weise kann sich Carwitz als Ferienort mit ortstypischen besonderen Qualitäten für Bewohner und Besucher entwickeln.

Spielplatz
http://www.didaholz.de/
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