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Fallada und Carwitz
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Carwitz und Fallada
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![]() Die lebendige Auseinandersetzung mit dem Leben und Werk des Schriftstellers Hans Fallada, der die zwölf produktivsten Jahre seines Lebens in Carwitz verbrachte und 1945 der erste Bürgermeister nach dem Zweiten Weltkrieg in Feldberg war, wird als kulturelles Erbe ganz besonders gewürdigt. Auf dem Friedhof befindet sich eine Ruhestätte Hans Falladas. Die Pflege des literarischen Werkes von Hans Fallada erfolgt in Feldberg seit der zentralen Festveranstaltung zu Ehren des 80. Geburtstages des Schriftstellers 1973 und hat seit der Eröffnung des Hans-Fallada-Hauses in Carwitz, des ehemaligen Wohnhauses der Familie, am 5. 2. 1977 einen überregional bedeutsamen Ort mit hoher Anziehungskraft.
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In Carwitz ist die Besonderheit des Ortes noch an vielen Stellen spürbar. Sie lebt in der Erinnerung und Berichten der Bewohner; sie wird deutlich bei der Beschreibung historischer Zusammenhänge, einzelner Details und erlebter Situationen.
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Die Hans-Fallada-Gesellschaft e.V. und das Hans-Fallada-Museum Carwitz Seit 1995 betreibt die Hans-Fallada-Gesellschaft im ehemaligen Wohnhaus des Erzählers das Hans-Fallada-Museum, das von der Bundesregierung als „Kultureller Gedächtnisort von nationaler Bedeutung“ zertifiziert ist. Die Hans-Fallada-Gesellschaft zählt über 150 Mitglieder im In- und Ausland. Die Aufgaben und Ziele der Hans-Fallada-Gesellschaft bestehen u.a. darin, die literarischen Lebensleistungen Hans Falladas lebendig zu erhalten, sich mit seinem Werk und Schaffen auseinander zu setzen, es zu erschließen, zu pflegen und durch Lesungen, ?Publikationen, literarische Veranstaltungen und ?Ausstellungen einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Außerdem betreibt und unterstützt die Hans-Fallada-Gesellschaft die literaturwissenschaftliche Forschung zu Fallada. |
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Alles sehr schön geworden
In Carwitz ist der Baulärm verstummt, die Bagger, die dinosauriergleich jahrelang und immer wieder aufs Neue im Wechsel der Gewerke den Hof, den Garten, die Hauswände bis auf die Grundmauern aufgewühlt, Gräben gezogen und zugeschüttet, Rohre und Leitungen gesucht, gefunden und frisch verlegt haben, sind endlich abgezogen, die großen Betontürme der letzten Bauetappe, die Ge?rüste an Dach und Veranda, die ewigen Materialstapel, Trümmerhalden, die Firmenwagen und Lastzüge, die überall auf dem Anwesen gestanden haben alles ist aus und vorbei und für uns endlich, endlich Vergangenheit. Für die Carwitzer auch, besonders unsere unmittelbaren Nachbarn werden aufatmen, denn kein Bohren und Hämmern, keine kreischende Steinsäge noch das Rumpeln und Stampfen der Maschinen, die schweren Baufahrzeuge, die die Erde und uns gleich mit oft genug erschütterten nichts mehr von alledem wird fortan stören und Sommergäste gar vertreiben. Nein, die ehemalige Büdnerei Nr. 17 liegt nun still in der Nachmittagssonne, leuchtet dort im gelb-grau-roten Kontrast einer angenehmen Farbigkeit, lockt die Leute und erweckt Neugierde auf das Ergebnis der jahrelangen Mühen! Der Winter ist vergangen und mit ihm die geschäftigen Bauvorgänge all die letzten Monate seit September, alles das ist Vergangenheit, jetzt ist Gegenwart und jetzt beginnt für uns auch eine verheißungsvolle Zukunft. Die riesengroßen Anstrengungen der letzten Jahre haben ein wunderbar restauriertes Wohnhaus von Hans Fallada hervorgebracht, schöner als es je war. Der Chef würde staunen und zufrieden sein sicherlich würde er (wie 1938 nach dem Ausbau der Scheune) in seine Tageskladde eintragen: Alles sehr schön geworden. Das Haus glänzt nicht nur von außen! In seinem Innern befindet sich ein modern gestaltetes und attraktives Hans-Fallada-Museum, in dem sich die oft erträumten Möglichkeiten für Begegnung und Auseinandersetzung mit dem Schriftsteller und seinem immer noch lebendigen Werk viel besser verwirklichen lassen als bisher. Die Gäste können kommen, sie werden die Augen aufreißen. Nun gut, alles ist tatsächlich noch nicht fertig, im Herbst, wenn die Museumssaison vorüber ist, wird es noch einige Arbeit in Garten und Hof geben, Wege werden angelegt, der Zaun ist unbedingt zu ersetzen und die Steineinfassung von Anna Ditzens Dreieckbeet muss nach mehr als 60 Jahren auf Vordermann gebracht werden. Auch Bäume sind zu pflanzen, ein Glück, dass es die alten Sorten wieder gibt vieles nach historischer Vorgabe und möglichst genau so, wie es einst zu Falladas Zeiten war. Auch der schöne Hofraum zwischen den Linden wird seine alte Pflasterung zurückbekommen. Und wenn bei diesem letzten Arbeitsvorhaben Falladas Wohnhaus auch wieder an allen Wänden wie früher Obstspaliere erhalten hat, dann werden wir endlich ganz und gar das umfassende Sanierungsprogramm vollendet haben mal sehen, welche Aufgaben uns danach erwarten werden. Aber jetzt schon sieht es in Carwitz sehr gut aus, gewiss würden sich Hans Fallada und auch Anna Ditzen riesig freuen, wenn sie den Zustand ihres Hauses betrachten könnten. Tatsächlich fagte mich neulich ein Berliner Freund, ob wir nicht alles zu schön, zu hell, einfach zu gut gemacht hätten so habe das doch früher nie ausgesehen! Mit der letzten Bemerkung hat der Mann gewiss ein bisschen Recht, aber kann man denn etwas Wertvolles dadurch bewahren, dass man auch seine Unzulänglichkeit restauriert? Muss man nicht vielmehr mit den modernsten Mitteln, den heutigen Technologien und Baumaterialien das Kostbare von damals erhalten, mit dauerhaftester Rekonstruktion so nah wie nur irgend möglich an die früheren Zustände herankommen? Dieser Spagat zwischen damals und heute ist hier umfassend und mit großem Verantwortungsbewusstsein versucht worden, und wenn auch hier und da Kompromisse einzugehen waren, so kann sich das Ergebnis doch sehen lassen: Vieles ist wieder so, wie es zur Zeit des berühmten Hausherrn gewesen ist, befreit von manchem verändernden Überbau aus späterer Zeit. Pars pro toto: Das kleine Fenster im Windfang, einst das einzige Guckloch aus der Küche aufs Hoftor und die Leute, die da reinkamen, jetzt ist es wieder durchschaubar, fast 30 Jahre war es zugemauert. Die Dachterrasse hat wieder das harmonische Holzgeländer von früher, dazu einen Bodenbelag von heute, es wird keine Wasserflecken mehr geben unten an der Verandadecke, die Kastenfenster wurden nicht etwa durch moderne Kunststoffexemplare ersetzt, sondern aufgearbeitet, die Türen mit ihrer jalousieartigen Rahmenfüllung, wie sie Tischlermeister Kuhlow aus Dolgen vor mehr als 60 Jahren angefertigt hatte ganz nach Falladas Geschmack, sie sind wieder da. Ein besonders wichtiges Problem war die Auswahl der Farben für Türen, Fenster, Hauswände und Fußböden, mit großer Akribie wurden originale Farbspuren aufgehoben, daraus begründete Gutachten hergeleitet, auch das Erinnerungsvermögen der Söhne bemüht alles ist dem Damaligen ziemlich genau angenähert worden. Dass außerdem die Pergola des Haupteinganges neu aufgebaut wurde, das Haus nun wieder einen Schornstein hat und vieles andere mehr, was schon von außen zu sehen ist, versteht sich fast von selbst. Und erst innen das Arbeitszimmer würde von Fallada sofort wieder erkannt werden, stehen jetzt doch die Schränke wieder an ihren Plätzen, die gelbe Tapete mit dem typischen Leistenabschluss zur weißen Decke ist wieder da, die Lampen, der Ventilator in der Küche wurden sorgfältig restauriert, ja selbst der Ofen in der Zimmerecke wärmt wieder wie früher den Raum. Gänzlich anders als früher ist die Treppe nach oben. Die alte Stiege wurde in den 70-er Jahren leider abgerissen. Wäre sie noch da, so könnte sie der gesetzlich eingeräumte Bestandsschutz bewahren, nun da sie weg ist, darf sie so steil und platzsparend, wie sie einmal war, nicht wieder hergestellt werden. Der Architekt und der Treppenbauer haben sich eine wunderschöne leichte Variante einfallen lassen, die der ganzen Hausmitte einen eleganten Schwung verleihen kann und die Hans Fallada bestimmt so gut gefallen würde wie uns. Im einstigen Elternschlafzimmer ist schließlich richtiges Museumsklima zu erleben, Tafeln, Übersichten, Fotos und die gesammelten Erstausgaben, Falladas literarische Hinterlassenschaft in den wertvollen Erstausgaben, die Sammlung Kobert, die dem Haus zur Verfügung gestellt wurde und seinen kostbarsten ideellen Besitz darstellt. Als wundersame Erinnerung an die früheren Zeiten steht in der Ecke der schöne blaue Kachelofen, den Fallada so liebte. Insgesamt sind wir sehr glücklich über den erfolgreichen Abschluss der jahrelangen Bemühung, das Hans-Fallada-Haus stellt in Zukunft ein ganz aufeinander abgestimmtes Ensemble aus verschiedenen Bereichen dar, das Haus mit seinen Museumsräumen, der Hof, die Scheune, in der das Hans-Fallada-Archiv und ein großzügiger Veranstaltungssaal sich schon im vergangenen Jahr bestens bewähren konnten, der weitläufige Garten mit dem Sitzplatz am Seeufer und dem Bienenhaus. Und hinter der Scheune auch noch unser Sommertheater, das mit seinen klassischen Halbkreisen aus portugiesischem Granit die kleine Szene dreifach umgibt, auf antike Art leicht ansteigt, um in den anschließenden Garten gleichsam hinüber zu fließen, als sei es schon immer da gewesen. |
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Manfred Kuhnke |