Durch die im Rahmen der Sanierung durchgeführten Maßnahmen im Bereich der oberen und der unteren Dorfstraße wurden die wesentlichen Fahrverkehrsflächen in Carwitz entsprechend den gestalterischen Zielen einer Dorfstraße erneuert.
Hierzu zählen die Anlage der Buswendemöglichkeit vor dem Kirchanger, die Anlage von Parkplätzen im Straßenraum sowie die Anordnung der Bushaltestelle mit Wartehäuschen.
Außerhalb des Sanierungsgebietes wurde der Parkplatz an der Straße nach Neuhof für ca. 60 Stellplätze errichtet, der noch zusätzliche Ausbaumöglichkeit hat. Der Parkplatz am Friedhof ist für 10 Stellplätze geeignet, weitere Stellplätze wurden hinter dem Friedhof angelegt.
Ziel der Rahmenplanung ist es, auch Radfahrern und Fußgängern ein qualitätvolles Dorferlebnis zu ermöglichen und so auch touristische Impulse zu geben. Von großer Bedeutung ist die Region Müritz Nationalpark / Naturpark, Feldberger Seenlandschaft für den Fahrradtourismus und den Wasserwandertourismus.
Fahrrad fahren ist „in“ besonders im Bereich der Feldberger Seenlandschaft / Müritz Nationalpark. Vielfältige Angebote für Radreisen stehen inzwischen zur Verfügung. Die Buslinie durch den Nationalpark, die auch Fahrräder transportiert, trägt dieser Entwicklung Rechnung. Als Erholungsraum für naturnahe Aktivitäten mit Booten, Fahrrädern oder zu Fuß hat die Mecklenburger Seenlandschaft ein besonderes Image. Um dieses Image weiter zu fördern, kann es nicht nur das Ziel sein, immer mehr Parkplätze für Anreisende mit PKW zu bauen, sondern es muss das Ziel sein, besondere Konzepte und Möglichkeiten für den Wanderer und Radfahrer anzubieten. Es besteht die Chance, dem Wunsch vieler Menschen zu entsprechen, ihre Umwelt von Lärm und Abgasen zu befreien und naturnah Siedlungs- und Landschaftsräume zu erleben.
Mit der Neugestaltung der Verkehrsflächen wurden auch die Fußwege und Fahrradwege der Dorfstraße Carwitz neu erstellt.
Carwitz ist in das Netz der Radwanderrouten durch die Tour 4 „Um die Feldberger Seenlandschaft“ einbezogen. Diese Route führt von Feldberg nach Lüttenhagen, Cantnitz, Krumbek, Lichtenberg, Wittenhagen, Conow, Thomsdorf weiter nach Carwitz und zurück nach Feldberg. Von der Hauptroute des Radfernweges von Lüneburg zur Insel Usedom zweigt ein Radfernweg (RFW MSEE) bei Carpin in Richtung Feldberg und Carwitz ab und führt über Thomsdorf weiter in das Land Brandenburg.
Der für die Feldberger Seenlandschaft noch typischere und nahezu einmalige Reiz besteht darin, auf Wasserwanderwegen die Landschaft zu erleben. Der schmale Bachlauf der Bäk verbindet Carwitzer See und Schmalen Luzin und ist damit Teil eines Wasserwanderweges für Kanuten und Paddler.
Bei der Erneuerung des unteren Dorfplatzes stand deshalb die Neugestaltung der Grünfläche als Wasserwanderrastplatz im Vordergrund. Von hier aus können zu Fuß bequem die Attraktionen von Carwitz, das Fallada-Haus, die Fallada-Gedenkstätte, die alte Windmühle und die Gaststätten, erreicht werden.
In Bezug auf den Wasserwandertourismus ist es das Ziel, die mit PKW anreisenden Wassersportler nicht zum Wasserwanderrastplatz zu lenken. Dieser soll nicht mit PKWs vollgestellt werden und ist insbesondere an den Feiertagen und in den Sommermonaten bereits mit den rastenden Wassersportlern stark belegt. Einsatzstellen für Bootsfahrer werden an anderen, günstiger anfahrbaren Orten ausgewiesen.
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Ziel des Nutzungskonzeptes war es, die heutigen Bedürfnisse mit den gewachsenen Strukturen und dem dörflichen Charakter von Carwitz in ein ausgewogenes städtebauliches Gesamtgefüge zu bringen. Der Nutzungsplan gibt Leitlinien zur Aufstellung bzw. Änderung von Bebauungplänen, die für verschiedene Maßnahmen erforderlich sind und über die Sanierung hinaus die städtebauliche Entwicklung des Ortsteiles bestimmen werden.
Der wirksame Flächennutzungsplan der Gemeinde Feldberger Seenlandschaft stellt im Sanierungsgebiet Carwitz überwiegend Wohnbauflächen dar. Ein Sondergebiet (hier: Campingplatz) ist nur zwischen Carwitzer See und Dreetzsee festgesetzt worden. An weiteren Darstellungen sind die ausgewiesenen Grünflächen (u. a. Sportflächen) und öffentlichen Stellplatzanlagen von Bedeutung.
Für Teilbereiche des Rahmenplangebietes ergeben sich folgende Aussagen:
Teilbereich westlich des Ortseinganges:
Der Teilbereich beherbergt die Fallada- Gedenkstätte als touristische Attraktion, die Badestelle am Schmalen Luzin sowie den Sportplatz. Die Gebietsart ist die eines Allgemeinen Wohngebietes, in dem Nebenerwerbseinrichtungen in Ne?bengebäuden nur als Ausnahme anzutreffen sind. Nähert man sich jedoch den gastronomischen Einrichtungen, nimmt auch die Nutzungsvielfalt zu, welches den besonderen Charakter von Carwitz unterstreicht. Mehr und mehr wird die Nutzungsvielfalt zugunsten gastronomischer Einrichtungen aufgehoben. Daher sollen einerseits die bestehende Situation weiterentwickelt und andererseits auch andere Nutzungen wie dörfliches Handwerk und Wohnen gefördert werden.
Teilbereich Kirchanger:
Dieser Dorfbereich der zentrale Kern des Ortes soll neben landwirtschaftlich und touristisch bezogenen Dienstleistungen auch Versorgungseinrichtungen umfassen. Vorrangig und überwiegend steht jedoch die Wohnnutzung der einheimischen Bevölkerung im Vordergrund des Nutzungsplanes.
Feldberg gehörte einst zur Pfarrei in Carwitz. Somit könnten auch kirchliche und soziale Dienste traditionell für die Belebung der Dorfgemeinschaft sorgen.
Teilbereich unterer Dorfplatz:
Die von Bebauung freien Grünflächen, die Bäk, das Brückenbauwerk und die Topographie machen diesen Bereich für jedermann erlebbar. Sie bilden natürliche Gliederungselemente zwischen dem oberen und unteren Dorfbereich.
Die städtebauliche Situation am unteren Dorfplatz sowie die daraus resultierende Nutzungsmischung aus Wohnen, Freizeitwohnen, Handwerk, ehemaliger Mosterei, Fischerei und Kulturstätte (Fallada-Haus) ?sollte unbedingt weiterentwickelt werden, da hier die Besonderheiten von Carwitz eindringlich erlebbar werden.
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Gestaltungskonzept und Ortsbild
Der Gestaltungsplan beinhaltet die handlungsbezogenen Aussagen bezüglich der Gebäudestruktur, der Freiraumnutzung sowie des Nutzungskonzeptes. Es werden Handlungsanweisungen für bestimmte Bereiche des Ortes formuliert, die im Durchführungsplan weiter erläutert werden.
Teilbereich westlich des Ortseinganges
Die Gestaltung der öffentlichen Räume stellt ein wichtiges Sanierungsziel dar. Der Friedhof bzw. die Einfriedungen wirkten lange Zeit mit ihrer Bepflanzung wie ein trennender Keil zwischen Dorf und Siedlungserweiterung. Die standortfremden Koniferen wurden jedoch durch eine Natursteinmauer ersetzt und der Dorfeingangsbereich dadurch wesentlich verbessert. Die Erneuerung des Parkplatzes am Friedhof und die Anlage neuer Parkplätze südlich des Friedhofes erfolgten mit geringer Versiegelung und schaffen am Ortsrand neue attraktive Aufenthaltsbereiche.
Die Gradlinigkeit der Dorfstraße wurde am Friedhof/Mühle durch die Neuschaffung eines versetzten runden Knotenpunktes aufgehoben, der zu einer Geschwindigkeitsreduzierung zwingt. Markanter Eckpunkt ist die Mühle. Die Nutzung als Aussichtsplattform, Mühlendenkmal oder eine gastronomische Nutzung (Ausflugscafé mit Pension) sind auch zukünftig denkbare Alternativen.
Teilbereich am Kirchanger
In diesem Bereich wird die typische Straßendorfform aufgehoben und das Angerdorf ansatzweise ausgebildet. Vereinzelte Stich?wege erschließen rückwärtige Grundstücksbereiche. Ergänzungsbauten fügen sich in die Angerstruktur ein. Die Kirche mit Einfriedung bildet den Mittelpunkt des Dorfes. Bei der Gestaltung und Wiederherstellung der Freiräume wurde ein Vorbereich zum Verweilen geschaffen. Weiter zur alten Post hin nimmt die bauliche Dichte wieder ab und die Sicht in die Landschaft wird wieder hergestellt.
Teilbereich unterer Dorfplatz
Der untere Dorfplatz wird bestimmt durch den Ensemblebereich der alten Fischersiedlung. Gestalterische Veränderungen beschränken sich hier hauptsächlich auf die Neugestaltung der öffentlichen Flächen sowie die Sanierung der Gebäudesubstanz.
Gestaltungssatzung
Der Gestaltungsplan zeigt, dass sich die Neubautätigkeit ganz wesentlich auf die Siedlungsränder konzentriert. Es ist das Ziel, das besondere ortstypische Dorfbild von Carwitz zu erhalten und weiter zu ent?wickeln.
Um dieses Ziel zu erreichen, wurde eine Gestaltungssatzung und Satzung zur Gestaltung von Werbeanlagen und Warenautomaten erarbeitet, die Festsetzungen z. B. zu Farben, Materialien, Fassaden, Dachgestaltung, Anbauten, Vordächern, Markisen und Rolladen, Antennen enthält. Auch die Gestaltung von Nebenanlagen, Einfriedungen und Vorgärten ist darin geregelt.
Die Gebäude wenden sich nach innen, zur Dorfstraße, zum Anger, auch im unteren Dorfbereich zum Dorfplatz. Traditionell wird nicht die Aussicht in die Ferne gesucht, sondern Nähe und Nachbarschaft. Keine enge Welt nur eine Welt mit Augenmaß, überschaubar, einprägsam und mit dem besonderen Maßstab des Dorfes, und der ist nicht in die Höhe entwickelt, nicht aufragend.
Visuelle Probleme können am Ortsrand dadurch entstehen, dass die neuen Häuser hoch aufgesetzt wirken und direkt mit der Landschaft konfrontiert werden. Durch die Regelungen der Trauf- und Firsthöhen soll dieses vermieden werden. Auch z. B. Häuser mit Ferienwohnungen müssen sich in diese Gestaltungsziele einordnen.
Die Stallgebäude, als Wirtschaftshäuser und sonstige Nebengebäude im Rahmenplankonzept dargestellt, sollen in ihrer Kubatur erhalten bleiben, da sie wichtige ortsbildprägende Elemente darstellen. Bei umnutzungsbedingten Umbauten z. B. für Fremdenverkehr oder Wohnen sollen die typischen Gebäudeelemente erhalten bleiben, bei Anbauten sollen sie sich in die Gebäudestruktur des Haupthauses einfügen.
Bei der Materialverwendung war über Jahrhunderte das am Ort verfügbare Material maßgebend für die Gestaltung der Baukörper. Eine durchgehend einheitliche Verwendung einzelner Materialien kann jedoch nicht festgestellt werden. Hieraus muss abgeleitet werden, dass die in Carwitz verwendete „begrenzte“ Vielfalt von Materialien und deren Konstruktionsweise weiterhin möglich sein sollte. Untypische Materialverwendungen wie z. B. aus Holz oder Glas bestehende Gebäude werden jedoch ausgeschlossen.
Die Fassaden alter Häuser spiegeln die handwerkliche Tätigkeit wider: Der Putz überzieht in dünnen Lagen das Mauerwerk wie eine lebendige Haut. Feine Unebenheiten des darunter liegenden Mauerwerks lassen Licht und Schatten spielen, das Haus lebt.
Moderne Thermofassaden und Putze überziehen das Haus eher wie eine starre Maske. Um hier Leben hineinzubringen, werden allzu häufig Löcher und Wurmgänge in die letzte Putzlage hineingetrieben oder dicke Schnörkel aufgetragen, das ist weder handwerklich gelungen, noch praktisch (die Verschmutzung nimmt zu), noch ortstypisch oder schön und sollte deshalb nicht zur Anwendung kommen.
Die Gebäudeanalyse zeigt als typische Situation der Ackerbürger- und Land?arbeiterhäuser: Eingeschossig mit mächtigem Sattel- oder Krüppelwalmdach aus naturroten Tondachziegeln wirkt der Baukörper wie auf die Erde gedrückt. Diese Erdverbundenheit spiegelt sich auch in den Fassadendetails wider: Das Haus steht fest auf dem Boden, es gibt kaum Sockel, keine künstliche Plattform. Fast ebenerdig geht man aus dem Haus hinaus, nur zwei oder drei flache Stufen verbinden Wohnbereich und Außenraum.
Anders ist es bei vielen Siedlungshäusern und Neubauten: Nicht Erdverbundenheit, sondern Sockel, auf denen das Haus sich über das Gelände erhebt, nicht flache, gedrungen wirkende Hausformen, sondern möglichst zwei Nutzungsebenen hoch aufragend das ausgebaute Dach oder das zweite Geschoss prägen diesen Haustyp.
Ebenso wie Gebäudeform und Material bestimmt das Verhältnis von Öffnung und Wandfläche maßgebend die gestalterische Wirkung eines Gebäudes. Dies führt zu der Forderung, die historischen Formate und Gliederungsprinzipien so weit wie möglich bei Umbauten, aber auch bei Neubauten zu übernehmen.
Dächer prägen auf ganz besondere Weise das Ortsbild. Sie sollten deshalb landschaftsgerecht in Form und Ausführung sein sowie als wichtiges Architekturelement den gestalterischen Anforderungen genügen.
Von den unterschiedlichen möglichen Dachformen sind nur Satteldach und Krüppel?walmdach als ortstypisch anzusehen. Das Satteldach ist in seiner Form einfach, bescheiden. Wie selbstverständlich ruht es auf dem Gebäude, gibt ihm dadurch eine Verbundenheit mit der Umgebung und eine klare Ausrichtung und Unterscheidung in Giebelseite und Traufseite. Fügen sich der?artige Häuser zusammen, ergibt sich ein geschlossenes, ruhiges Siedlungsbild es entsteht eine harmonische Gemeinschaft mit den anderen Häusern. Die Ausbildung eines Krüppelwalmes gibt der Giebelseite einen vermittelnden Ausdruck, da der Kontrast zwischen Giebel und Traufseite abgemildert wird und der Giebel nicht mehr so hoch aufragt.
Im Sinne der „Echtheit“ der Materialien wird es angestrebt, vorrangig Tondachziegel in Carwitz zu verwenden.
Gestalterisches Ziel ist es, die Dachlandschaft so zu erhalten und weiterzuent?wickeln, dass sich das Dorfbild harmonisch und landschaftstypisch in die umgebenden Naturräume einfügt. Da gerade die Dächer weithin sichtbar das Dorfbild prägen, kommt es hier darauf an, eine einheitliche Farbgestaltung zu erhalten, die von den naturroten Dachziegeln bestimmt wird.
Die besondere Qualität des Ortes Carwitz besteht darin, dass noch heute vieles erhalten ist, was eine dörfliche Situation ausmacht. Obwohl die Landwirtschaft aufgrund des Strukturwandels auch hier an Bedeutung verliert, zeigt das Dorfbild noch nicht die deutlichen Verstädterungstendenzen, wie sie viele vergleichbare Dörfer aufweisen. Dieses besondere dörfliche Flair gilt es zu bewahren. Hierzu zählen insbesondere die niedrigen, gedrungen wirkenden Häuser, die unter großen ruhigen roten Dachflächen ruhen. Mit dieser Ausstrahlung vermitteln sie dem Bewohner und Besucher Ruhe, Geborgenheit und Harmonie-Werte, die es zu erhalten gilt. Es muss deshalb das gemeinschaftliche Ziel sein, dieses Charakteristikum zu bewahren und nicht die maximale Ausnutzung in den Vordergrund zu rücken.
Traditionell besteht die Bebauung in Carwitz aus einzelnen abgegrenzten und in ihrer Hierarchie erkennbar gegliederten einfachen Baukörpern: Haupthaus und Nebengebäude. Nutzungsänderungen und Wohnwunschveränderungen führen häufig dazu, dass Anbauten entstehen, die wie angebastelte Fremdkörper an das Haus gesetzt wirken. Um dieses zu verhindern, aber dennoch dem Wunsch Rechnung zu tragen, dass Anbauten ermöglicht werden, müssen folgende Regeln berücksichtigt werden:
- Anbauten dürfen den Hauptkörper nicht so verdecken, dass die Form unklar oder die Eigenart des Hauses stark verfremdet wird.
- Anbauten müssen die Gebäudehierarchie wahren.
- Anbauten müssen Formenverwandtschaft herstellen und gleiche Dachneigung wie das Haupthaus aufweisen.
- Material und Farbe müssen dem Haupthaus angeglichen werden.
Die abgestimmte Gestaltung der Dächer bildet wie bereits erläutert ein wichtiges Anliegen. Überdachantennen und hierzu zählen auch Parabolantennen über Dach stören als weithin sichtbare „fremde ?Elemente“ das gewünschte Erscheinungsbild der „Dachlandschaft“ eines Dorfes.
Auch Nebengebäude, Garagen und Carports sollen sich so in das Ortsbild einfügen, dass sie es nicht als ungestalte Fremdkörper beeinträchtigen. Der Stall von gestern ist heute in der traditionellen Art kaum noch erforderlich. Statt Anlagen für Kleintierhaltung und landwirtschaftliche Nutzgeräte werden Garagen und Stellplätze für Autos erforderlich. Viele Bereiche des Dorfes werden jedoch gerade von den Nebengebäuden und früheren Wirtschaftsgebäuden geprägt. Diese bildeten zusammen mit den Hauptgebäuden oftmals kleine Hausgruppen, die zu Hofsituationen zusammengefügt waren. Dieses Ziel muß auch mit den neuen Nutzungen verfolgt werden.
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Ausgegrenzt aus diesem Sanierungsgebiet werden insbesondere die Ufer- und Gartenbaubereiche am Schmalen Luzin und am Dreetzsee, die Bereiche westlich und südwestlich des Ortseinganges an der Windmühle, die Bereiche des Campingplatzes und die Bereiche nordöstlich der unteren Dorfstraße. Für die Bereiche südöstlich der Dorfstraße bis zum Dreetzsee werden die baulichen und sonstigen Nutzungen der Grundstücke durch die verbindliche Bauleitplanung vorbereitet und geleitet. Für die anderen Bereiche bietet die Bauleitplanung bei Bedarf ebenfalls ausreichende Möglichkeit, ordnende Maßnahmen in die Wege zu leiten und Entwicklungen zu steuern.



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Für das Erscheinungsbild des Dorfes Carwitz sind die öffentlichen Flächen und die angrenzenden privaten Vorgärten von entscheidender Bedeutung.
Wesentlich sind dabei
- die Ergänzung der Baumreihen an der Dorfstraße zwar alleeartig, d. h. in beidseitiger Aufreihung, aber nicht als streng geometrische Doppelreihe, sondern mit lockerer Baumanordnung, um den organischen Verlauf der Dorfstraße zu betonen
- Baumtore an den Ortseingängen, z. B. an der Badewiese bestehend aus rot blühenden Kastanien
- sowie im privaten Bereich die Gestaltung und Eingrenzung der Vorgärten.
Zäune gehören besonders im Dorf zu den typischen Merkmalen und prägen hier in besonderem Maße das Bild. Die einfachste und älteste Art der Einfriedung stellen Zäune aus Holz dar.
Die Konstruktion der Zäune ist einfach: Pfosten werden mit Querhölzern verbunden und die entstehenden Felder mit senkrechten Stangen, Latten, Ästen usw., den sogenannten Staketen, vernagelt. Um Fäulnis durch stehendes Regenwasser zu vermeiden, wurden die Staketen oben zugespitzt. Bei den Pfosten dominieren Rund- und Kanthölzer, selten sind gehauene Monolithen aus Granit oder aufgemauerte Ziegelpfosten anzutreffen. Während letztere den Zaun gliedern, werden die Pfosten aus Holz meist unauffällig hinter den Zaun gesetzt. Die klassische Form des Mecklenburger Staketenzaunes hat Staketen, zwei Querhölzer und hintersetzte Pfosten. Eine alte Zaunform stellt der Flechtzaun dar. Dabei kann auf die Verwendung von Nägeln verzichtet werden, indem biegsame Äste (Hasel, Buche, Weide) zwischen die meist drei Querhölzer eingeflochten werden. Typisch für Mecklenburg waren Flechtzäune aus dem Schneitelholz der Kopfweiden, die hier bis in unser Jahrhundert zur Einfriedung genutzt wurden
Als Folge der Eiszeiten fehlen in Mecklenburg abbaubare Vorkommen von Haugesteinen wie Kalk- und Sandsteinen. Die einzig verfügbaren Natursteinvorkommen sind die aufgrund ihrer Härte schwer bearbeitbaren Findlingsgesteine. Die Errichtung einer Mauer aus Findlingen ist demzufolge arbeitsaufwendig und kam früher als Einfriedung nur für besondere Zwecke in Betracht, wie die Beispiele in Carwitz am Kirchanger und am Friedhof belegen.
Diese Elemente sollen erhalten bleiben bzw. neu geschaffen werden, wo sie gegen andere Einfriedungen ausgetauscht werden.
Für Carwitz muss festgestellt werden, dass Hans Fallada als berühmtester Bewohner des Ortes einen Teil seines Grundstücks mit einem Maschendrahtzaun ohne beidseitige Bepflanzung umzäunt hat. Der besondere Grund hierfür wird dahingehend erklärt, dass an besonderen Stellen ein möglichst offener Blick auf das Gebäude erhalten bleiben sollte. Um dieser für Carwitz bedeutsamen Situation Rechnung zu tragen, wird Maschendrahtzaun auch ohne beidseitige Bepflanzung dann als zulässig festgesetzt, wenn der Zaun maximal 1,20 m hoch ist und mit Rankern bepflanzt wird. Dem ortsuntypischen Mischmasch aus Drahtzaun, Schmiedeeisenzaun, Holzzäunen in verschiedener Lattung und Mauern soll so entgegengewirkt werden.
Anders als in den Stadtbereichen Feldbergs haben die Häuser im Dorf Carwitz Vorgärten.
Diese zwischen Haus und Straßenraum befindlichen „Schwellenbereiche“ besitzen reine Zierfunktion, da landwirtschaftliche Nutzungen in Carwitz selten geworden sind. Heutige Blütenstauden wie Akelei, Margerite oder Schafgarbe wurden zuerst als Heil- und nicht als Zierpflanzen kultiviert; andere wie beispielsweise das Veilchen dienten dem Brauchtum, kirchlichen Festen oder dem Aberglauben. Der Wandel der Wertschätzung von der Nutz- zur Zierpflanze bzw. die Anlage reiner Ziergärten ist somit auch als Ausdruck einer gesicherten Ernährung und eines gewissen Wohlstandes zu werten.
Durch Verwendung von Stauden mit unterschiedlichen Blühzeiten soll es die ganze Gartensaison möglichst bunt blühen. Häufig sind Goldlack, Phlox, Rittersporn, Margeriten, Sommer- und Winterastern, Iris (Schwertlilien) und Herbstchrysanthemen zu sehen. Ergänzt werden diese durch Einjährige wie Tagetes, Löwenmaul, Cosmea, Ringelblume etc. und Zwiebelgewächse wie Krokusse, Tulpen, Narzissen und Herbstzeitlose; häufigste Blütengehölze sind Rosen und Flieder.
Gestalterisches Ziel ist es, diese charakteristischen Vorgärten zu erhalten bzw. wieder zu schaffen.
Es soll damit verhindert werden, dass monotone Rasenflächen und ganzjährig grüne Nadelgehölze oder versiegelte Abstellflächen für Autos vor den Häusern entstehen.
Viele typische Pflanzen in den Vorgärten habe lange Tradition in der Gartenkultur Mecklenburgs. So schreibt der Rostocker Laurenberg in seinem Diarium botanicum, einem Gartentagebuch von 16271639, Folgendes:
„Wohl fanden manche Zierpflanzen nach und nach Aufnahme, darunter die von den Türken aus Konstantinopel stammenden Tulpen, Hyazinthen, Kaiserkrone, Brennende Liebe, der gelbe Frühlingskrocus und die Syringe (Flieder) und ebenso die aus Südeuropa kommenden: Braut in Haaren, Goldlack, Levkoje, Rittersporn, Löwenmaul, Stockrose, Zitronenmelisse.“
Dabei ist die Blütenpracht nicht nur zur eigenen, sondern zur Freude aller gedacht. Besonders deutlich wird dies, wenn zur Verschönerung des Dorfes auch Stauden vor den Zaun gepflanzt werden.
In den Ortsrandbereichen spielt die für Carwitz typische Abfolge von ökologisch bedeutsamen Uferrandstreifen, Obstwiesen, Gärten bis zur Bebauung eine besondere Rolle. Als Streuobstwiesen werden die traditionellen Formen des Obstbaus bezeichnet, bei denen Hochstämme verschiedener Obstarten und -sorten, Alters- und Größenklassen auf Grünland stehen und den Eindruck vermitteln, als ob die Bäume zufällig über die Wiese „gestreut“ seien.
Heute sind statt wirtschaftlicher Gesichtspunkte die Aspekte der Landschaftsästhetik und Landeskultur sowie des Umwelt- und Naturschutzes maßgeblich, wenn es um Erhalt und Weiterentwicklung von Streuobstwiesen geht. Besonders augenfällig ist der Einfluss auf das Landschaftsbild. Die von Streuobst geprägten Gebiete zählen zu den vielgestaltigsten Kulturlandschaften. Mit dieser Vielfalt des Landschaftsbildes ist die Erholungswirkung auf den Menschen eng verknüpft. Streuobstwiesen sind Erholungsräume und deshalb in Carwitz besonders wichtig. Daneben wirken sie schonend auf Luft, Boden und Gewässer und haben ökologisch insgesamt einen sehr hohen Wert.
Obstbäume, Gemüse und Blumen bildeten früher in den großen Bauerngärten eine selbstverständliche Einheit. Die Nützlichkeit und die Nüchternheit, die teilweise scheinbare Unordnung stehen nicht im Gegensatz zur Schönheit. Diese Gärten entsprechen ganz der Sinnfälligkeit der anschließenden Nebengebäude und Haupthäuser. Der grüne Rand um den Ort, mit Obstbäumen bestanden, ist für Carwitz wegen der Fernsicht auf den Ort von besonderer Wichtigkeit.
Bis vor wenigen Jahrzehnten bildeten derartige Obst- und Bauerngärten einen typischen Aspekt von Ortsrandlagen. Die Funktionen dieser grünen Ränder waren vielfältig. Sie lieferten Obst und Gemüse, dienten häufig zur Geflügel- und Kleintierhaltung, schützten vor Wind und Staub, wirken ausgleichend bei Temperatur- und Feuchteschwankungen und beherbergten viele Tierarten, die von sogenannten „Schädlingen“ im Garten leben und diese somit dezimieren. Bis zu 1000 Tierarten und eine große Artenvielfalt von Flechten kommen in Obstgärten vor.
Ziel der Planung ist es, diese Obst- und Bauerngärten zu erhalten und nicht zu Ziergärten mit großflächigem Rasen, Zwerg- und Halbstamm-Obstsorten oder Koniferen umzugestalten. Die rückwärtigen Grundstücksbereiche, jahrzehntelang vollgestellt mit Nebengebäuden und vielerlei Anbauten, erleben heute den „Gang vom Regen in die Traufe“. Die nicht mehr benötigten Ställe und Nebenanlagen werden abgebrochen und weichen Garagen und Stellplatzanlagen notwendig, aber der Innenhof wird so zur toten Betonfläche umgestaltet, versiegelt und ökologisch schädlich.
Ziel der Rahmenplanung ist es, möglichst grüne Bereiche, Lebens- und Aufenthaltsräume der Bewohner zu schaffen bzw. zu erhalten. Noch gibt es sie an vielen Stellen in Carwitz. Sie sollten erhalten werden und Vorbild sein für die Zukunft. Heimische Pflanzen, die auch in der Umgebung wachsen, haben es leichter als anspruchsvolle Exoten.
Auch auf diese Weise kann sich Carwitz als Ferienort mit ortstypischen besonderen Qualitäten für Bewohner und Besucher entwickeln.
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